Freiwillige Vereinbarung
Die Ostsee-Fischer Schleswig-Holsteins wollen Schweinswale und tauchende Meeresenten besser vor dem Ertrinken in Stellnetzen schützen.
Dazu unterzeichneten Umweltminister Robert Habeck, der Landesfischereiverband und der Fischereischutzverband im Dezember 2013 eine freiwillige Vereinbarung. Kernpunkte sind eine deutliche Verringerung der Stellnetzfläche in den Sommermonaten Juli und August und die Meidung der Hauptfraßgebiete von tauchenden Meeresenten. Das Ostsee Info-Center Eckernförde koordiniert die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen.
§ 1
„Zum Schutz von tauchenden Meeresenten in den Wintermonaten mit erhöhten Rastvogelkonzentrationen meidet die Stellnetzfischerei die Gebiete, wo tauchende Meeresenten aktiv nach Nahrung suchen im Zeitraum vom 16. November bis 01. März.
Das lokal gehäufte Auftreten von tauchenden Meeresenten wird vom OIC festgestellt und die Warnung lokal und zeitlich befristet ausgesprochen und bekannt gegeben, ebenso die Entwarnung.”
§ 2
„Zum Schutz von Schweinswalen reduziert die Stellnetzfischerei in den Sommermonaten im Zeitraum vom 01. Juli bis 31. August die Stellnetzflächen. Fahrzeuge größer 8 Meter LüA begrenzen auf 4 km Stelllänge, Fahrzeuge unter 8 Metern LüA begrenzen auf 3 km Stelllänge und Fahrzeuge unter 6 Metern LüA begrenzen auf 1,5 km Stelllänge. (...)”
Nutzen und Schützen verbinden
Die handwerkliche Fischerei gehört zur schleswig-holsteinischen Küste. Statt auf Verbote und gesetzliche Regelungen setzt die freiwillige Vereinbarung auf gegenseitiges Verständnis, Kommunikation und verantwortungsvolles Handeln aller Beteiligten.
„Die Vereinbarung kann helfen, Nutzen und Schützen in eine neue Balance zu bringen“ (Umweltminister Robert Habeck).
Bis Ende 2019 soll es Antworten geben auf Fragen wie: Sind die Netzlängen der Vereinbarung tolerabel für die Fischer? Wurde der Beifang an Schweinswalen und Enten gesenkt?
Parallel wird ein anonymes Übergabesystem für in Netzen verendete Schweinswale entwickelt. Die Fischer müssen dann nicht mehr mit den Kadavern in den Hafen fahren. Der Nebeneffekt: An einem frisch toten Schweinswal lässt sich leichter die Todesursache ermitteln.
Seit April 2017 schützt das neue Warngerät PAL (Porpoise Alert) Schweinswale ganzjährig vor Beifängen. Dieses programmierbare Warngerät imitiert die natürlichen Warnlaute der Tiere auf der Frequenz von 133 Kilohertz. Das bringt die Wale dazu, ihre Echoortung zu intensivieren. So können sie die Netze rechtzeitig wahrnehmen und einen Bogen darum machen.
Sichtung von Meeresenten
Die freiwillige Vereinbarung sieht bei der Sichtung von Meeresenten folgende Maßnahmen vor:
*In Gebieten mit Warnstufe rot verzichten die Fischer zum Schutz der Enten freiwillig auf die Stellnetzfischerei.
** In Gebieten mit Vorwarnstufe gelb sind die Fischer besonders wachsam. Bei Auftauchen größerer Entenansammlungen melden sie diese an das Ostsee Info-Center.
Entenmeldungen per SMS an 015207674978 oder telefonisch unter 04351-726266. Gemeldet werden Entenansammlungen ab 100 Tieren. Wenn die Art zu erkennen ist gilt: Eiderenten ab 100 Tieren, Eisenten ab 50 Tieren, Bergenten ab 100 Tieren, Trauerenten ab 50 Tieren melden.
Zusätzliche Informationen
Meldezettel für Stellnetzfischer
Sie wollen sich an der freiwilligen Vereinbarung beteiligen? Hier finden Sie den Meldezettel zur Teilnahme.
Vertrauensleute gesucht!
Für den anonymen Abholdienst für unbeabsichtigt beigefangene Schweinswale werden Vertrauensleute gesucht. Sie wollen Vertrauensperson werden? Melden Sie sich bitte im Ostsee Info-Center (04351-726266 oder info(at)ostseeinfocenter.de).
Freiwillige Vereinbarung
Die freiwillige Vereinbarung finden Siehier
Zwischenbericht Freiwillige Vereinbarung 2018
Den Zwischenbericht des Ostsee Info-Centers finden Siehier