Angeln ist ein Hobby für Jedermann und Jedefrau. Dieses „Jeder“ sollte auch Menschen mit Behinderung mit einbeziehen. Doch für diesen Teil der Bevölkerung stellt es oft eine Herausforderung dar, einen Angelplatz zu finden, der ihren Bedürfnissen entspricht und ihnen ein gefahrloses Angelvergnügen ermöglicht.
Zum Glück hat der Schleswig-Holsteinische Landessportfischerverband vor einigen Jahren Sabine Hübner für sich gewinnen können. Die leidenschaftliche Anglerin kümmert sich darum, dass in ganz Schleswig-Holstein Angelplätze geschaffen werden, an denen Menschen mit Behinderung ihrer Leidenschaft nachgehen und die Angelfischerei genießen können.
Selber mit dem Rollstuhl unterwegs, hat sie sich zunächst damit auseinandergesetzt, welche Voraussetzungen Angelplätze für Menschen mit verschiedenen Behinderungen brauchen. „Ich habe zum Beispiel selber nicht gewusst, dass es auch blinde Angler gibt“, erzählt die Beauftrage des Landessportfischerverbandes. „Menschen mit anderen Behinderungen brauchen ganz andere Voraussetzungen als zum Beispiel ich.“ In einer Befragung unter Betroffenen, in Diskussionsrunden und immer im Austausch mit Menschen mit verschiedensten Behinderungen hat Sabine Hübner eine Studie erstellt. In dieser wird darauf eingegangen, wie idealerweise ein Angelplatz aussehen sollte, damit er ein ungetrübtes Angelerlebnis bietet. „Ich glaube, wir haben da etwas Einmaliges geschaffen, indem wir diese Plätze gemeinsam mit Menschen unterschiedlichster Behinderungen entwickelt haben. Auch wenn wir Kompromisse aushandeln mussten, denn es gibt sehr viele unterschiedliche Bedürfnisse.“
Sabine Hübner hat im ganzen Land an die hundert potenziell geeignete Plätze identifiziert. „Es geht dabei auch um gute Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Nahverkehr, die Plätze sollen an schönen Stellen liegen, und sie sollen natürlich einen guten Fang ermöglichen. Ich baue ja keinen Platz, an dem kein Fisch ist.“
Neun Plätze wurden in diesem Jahr schon fertiggestellt, bis Ende des Sommers sollen es elf werden. „80 bis 100 Plätze schweben uns insgesamt vor. Dann können wir auch von flächendeckend reden.“
Finanziert und gefördert wird das Projekt vom Land Schleswig-Holstein. Für das aktuelle Umsetzungsprojekt konnten erstmals Mittel aus dem Fonds des Landes zur Förderung der Barrierefreiheit eingeworben werden. Die Kofinanzierung für dieses Projekt stammt aus der Fischereiabgabe des Landes und damit letztendlich aus den Geldern, zu denen auch jeder Angler seinen Beitrag leistet. Auch für weitere Umsetzungsvorhaben stehen ebenfalls Gelder der Fischereiabgabe zur Verfügung.
Mit dieser Initiative nimmt der Landesportfischerverband unter den Verbänden eine Vorreiterrolle in der Inklusion aller Mitglieder der Gesellschaft ein. Das Einbeziehen der Betroffenen in den Entwicklungsprozess ist ein beispielhaftes Vorgehen auch für andere Sportverbände und Institutionen. Die barrierefreien Angelplätze haben übrigens auch einen festen Platz im Landesaktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Land Schleswig-Holstein. Weitere Informationen finden sich auch auf der Webseite des Landessportfischerverbandes.
Nachtrag: Der Lübecker Kreisverband der Sportfischer e.V hat einen Flyer erstellt, in dem zum Beispiel die Angelplätze an der Wakenitz genau beschrieben werden.
Und wenn Sie bundesweit nach barrierefreien Angelplätzen suchen möchten, bietet das Online-Magazin Angelmagazin.de eine Karte, auf der sich Angelplätze in der ganzen Bundesrepublik finden lassen: Karte