Der Hering - Wertschätzung des Fischreichtums

Heringe im Netz

Heringe wurden früher das "Silber der Meere" genannt. Die Bestände schienen unerschöpflich. Ganze Küstenstädte und Seefahrernationen begründeten ihren Reichtum auf diesen kleinen Fischen. Kriege wurden um die Fanggründe geführt. Er ernährte die Menschen an den Küsten. Doch heute ist der Hering in Schwierigkeiten geraten.

Der Bestand in der westlichen Ostsee ist stark eingebrochen. Das ist einer von vier Heringsbeständen in der Ostsee. Wurden 2015 noch 446,9 Tonnen Hering an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste angelandet, so sind es 2019 nur noch gut 47 Tonnen gewesen. Die Fischereiquote für den Hering wurde von Jahr zu Jahr weiter abgesenkt, um den Fisch mehr und mehr zu schonen. Die Höchstfangmengen wurden zwischen 2017 und 2021 in der westlichen Ostsee um 94% gesenkt. Das kommt einer Schließung der Fischerei in diesem Gebiet sehr nahe.


Dem Hering in der  westlichen Ostsee macht  neben der Fischerei auch der Klimawandel und eine sich verändernde Umwelt zu schaffen. In den letzten Jahren wurde immer weniger Nachwuchs produziert. Das liegt zum einen an zu milden Wintern. Die Heringe bekommen durch zu hohe Wassertemperaturen im frühen Frühjahr das Signal zu Eiablage. Doch wenn die Heringslarven dann schlüpfen, ist das Nahrungsangebot für die kleinen Fische noch nicht in ausreichender Menge vorhanden. Sie verhungern schlichtweg. „Was wir dringend bräuchten, ist ein knackiger, harter und früh eintretender Winter,“ erklärt Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock. Das Institut erforscht Auftrag der Bundesregierung die Fischbestände in Nord- und Ostsee.

Und auch andere Faktoren, die den Heringsbestand negativ beeinflussen, haben die Forscher festgestellt: Die Eier der Heringe werden in einer Zeit starken Algen- und Pilzwachstums abgelegt. Dies wird durch Überdüngung und hohe Wassertemperaturen gefördert. Auch das hemmt das Aufwachsen eines starken Nachwuchsjahrgangs.

Außerdem machen zahlreiche Fressfeinde des Herings den Fischern Konkurrenz. Die schlauen Kegelrobben haben inzwischen gelernt, sich die Fische direkt aus den Netzen der Fischer zu holen, sodass für diesen oft nur die angebissenen Reste bleiben. Das gleiche Spiel treiben auch Kormorane, die sich gerne an den Stellnetzen bedienen und zahlreiche Fische herauspicken oder angefressen zurücklassen, wie manche Fischer berichten.
Auf der anderen Seite dient der Hering vielen anderen Tieren in der Nahrungskette als Grundlage für ein ausgewogenes Ökosystem.
So ist der starke Rückgang dieses kleinen Fisches ein bedrückendes Signal für die Fischer in der Ostsee. Von einer unerschöpflichen Quelle des Reichtums wandelte sich das Silber der Meere so zu einem Fisch von unschätzbarem Wert für die Menschen und das Ökosystem Ostsee.

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