Drei aufgeregte Kinder kommen über den Damm zwischen den Teichen auf Tobias Heuchert zugelaufen. Sie freuen sich auf ihren Angelschnupperkurs am Forellenteich in Hohenlockstedt. Tobias Heuchert ist die Ruhe selbst und das überträgt sich sofort auf die Kinder. Der Fischwirt arbeitet bei Fischzucht Knutzen. Das Angeln betreibt er selbst schon von Kindesbeinen an. Da war der Weg zum Beruf des Fischwirtes für ihn konsequent. Jetzt ist er es, der Kindern den Spaß am Angeln vermitteln möchte. Am Angelteich der Fischzucht Knutzen bietet er Angelschnupperkurse für Kinder aber auch für Erwachsene an, die sich unter seiner Anleitung zum ersten Mal trauen, eine Angelrute auszuwerfen.
Aus der Aufregung der Kinder wird gespannte Erwartung. Tjorven, ihre Cousine Alva und deren kleiner Bruder Johann hören aufmerksam zu. „Ich habe hier mein eigenes Angelgeschirr mitgebracht. Daran kann ich euch am besten erklären, worauf es ankommt.“ Tobias Heuchert hat eine Angelrute dabei, die mit Haken, Bissanzeiger und Pose bestückt ist. An der zweiten Angel ist ein Blinker an der Schnur befestigt. „Ich habe in Schweden schon mal mit meinen Eltern geangelt“, erzählt Tjorven stolz. Doch auch sie kann hier noch etwas lernen. „Wir haben hier in diesem Teich Regenbogenforellen. Die beißen sowohl auf den Blinker, als auch auf den Köder, den wir an die andere Angel hängen“, zeigt Tobias Heuchert seinen jungen Zuhörern. Die Kinder nehmen die Angelruten genau unter die Lupe. Hier dürfen sie alles anfassen und alle Fragen stellen. „Das sieht ja aus, wie ein kleiner Fisch“, entdeckt Alva, die den Blinker genau betrachtet.
Doch dann wollen sie auch zur Tat schreiten, denn es geht hier ja nicht nur um die Theorie. Wer Angeln erleben will, der muss einmal selbst die Rute auswerfen, der muss einmal merken, wie es sich anfühlt, einen Fisch am Haken zu haben. Tobias Heuchert erklärt die Handgriffe: „Mit dem einen Finger die Schnur festhalten. Dann den Bügel umlegen. Und jetzt ausholen, auswerfen und rechtzeitig die Schnur loslassen.“ „Achtung alle weg!“, ruft Tjorven. Sie hat das schon mal gemacht, das merkt man gleich. Aber auch Alva wird mit jedem Wurf besser. Über die Handgriffe muss sich schon bald nicht mehr nachdenken und Schwung und Wurfweite steigern sich von Mal zu Mal. Bei Johann vertüdelt sich hin und wieder die Schnur mit dem Haken. Aber zum Glück ist da Experte Tobias vor Ort, der mit Geduld und Fingerspitzengefühl die Angelsehne immer wieder in Ordnung bringt. So vergeht auch Johann nicht die Lust und er übt so lange, bis auch er den Blinker gekonnt in den Teich auswirft.
„Ich hab einen!“, ruft Tjorven. An ihrer Angel hat eine Forelle gebissen. Jetzt heißt es Ruhe bewahren. Tobias zeigt ihr, wie man anschlägt und dann dem Fisch Leine gibt. Es dauert eine ganze Weile, bis die Forelle sich müde geschwommen hat. Johann hüpft vor Aufregung auf und ab. Tjorven aber ist schon ganz in ihrem Element. Sie hat die nötige Geduld und begegnet dem Fisch mit Respekt. Was für ein Erlebnis als sie den ersten Fisch in den Kescher lenkt und die Kinder ihn herausholen können. „Mama wir haben einen Fisch gefangen!“ Am liebsten würde Johann sofort damit zu seiner Mutter rennen. Doch Tobias bremst. „Zuerst müssen wir den Fisch so schnell wie möglich waidgerecht töten. Das ist ein lebendiges Wesen und der soll sich ja nicht quälen.“ Auch das zeigt er den Kindern. Der schonende Umgang mit der Kreatur aber auch das Töten gehören für Tobias Heuchert zu den Dingen, die er seinen Schnupperkursteilnehmern unbedingt mit auf den Weg geben möchte. Das ist für ihn genauso wichtig, wie der Spaß.
Das Jagdfieber hat sie schon jetzt erfasst. Auch wenn es kalt ist, sie machen weiter. Im Laufe des Nachmittags fangen die Kinder mit Hilfe und unter der Anleitung von Tobias Heuchert noch zwei Fische. „Dann kann ja jeder einen mit nach Hause nehmen“, meint ihre Kursleiter. „Aber ich mag gar keinen Fisch“, Johann ist ein bisschen entsetzt. Das hatte er nicht bedacht. Nichtsdestotrotz trägt der kleine Junge seinen Fisch anschließend stolz zu seiner Mutter. Die verspricht die Regenforelle besonders lecker für ihn zuzubereiten. So werden aus Johann, seiner Schwester Alva und ihrer Cousine Tjorven heute vielleicht nicht nur begeisterte Angler, die sich demnächst zu einem Angelkurs anmelden wollen, sondern auch noch Liebhaber von köstlichen Fischen aus heimischen Gewässern. Denn selbst gefangen schmeckt's doch am allerbesten.
Text & Bild: Christiane Hermann